Deine Gebäudeversicherung wird teurer
Zahlreiche Hausbesitzer ärgern sich regelmäßig über die Post ihrer Wohngebäudeversicherung. Die Beiträge steigen bei vielen Gesellschaften seit Jahren an. Die meisten Versicherten stellen sich an dieser Stelle natürlich folgende Frage: „Warum ist das so? Ich hatte doch gar keine Schäden.“ Der erste Gedanke richtet sich an die Gewinnmaximierung der einzelnen Versicherungsgesellschaften. Doch das ist nicht der Fall. Natürlich möchten Versicherungsgesellschaften Geld verdienen, doch die Gründe für die kontinuierlichen Beitragserhöhungen liegen häufig woanders. In den nachfolgenden Zeilen verrate ich, warum Wohngebäudeversicherungen stetig teurer werden:
Das Wichtigste kurz zusammengefasst:
- Steigende Handwerkerkosten gelten als wahre Preistreiber und das bereits seit mehreren Jahren.
- Sturm-, Hagel- und Leitungswasserschäden treiben die Versicherungsbeiträge ebenfalls in die Höhe. Im Jahr 2018 verursachten alleine Sturm und Hagel Schäden von mehr als zwei Milliarden Euro.
- Aufgrund der hohen Auszahlungen der Versicherer steigen die Beiträge von Jahr zu Jahr weiter an.
Kivanc Karadeniz – Ihr Versicherungsmakler in Duisburg
Der Sturm „Frederike“ verursachte im Januar 2018 Schäden in Höhe von sagenhaften 900 Millionen Euro. Genau aus diesem Grund zählt vor allem das Jahr 2018 zu den vier schwersten Sturmjahren der letzten 20 Jahre. Das sagt auch der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Er hat vor kurzem die vorläufige Naturgefahrenbilanz 2018 veröffentlicht.
Beiträge, Leistungen und Schaden-Kosten-Quoten in der verbundenen Wohngebäudeversicherung – Kleine Übersichtstabelle zur Veranschaulichung
Bevor wir uns ausführlicher mit den Gründen für die Beitragserhöhungen beschäftigen, möchten wir dir eine Übersichtstabelle des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) aufzeigen. Sie gibt die Kostenseite der Branche wieder. Im Jahr 2010 mussten Wohngebäudeversicherungen zum Beispiel für 100 Euro, die sie an Beiträgen einnahmen, exakt 112,20 Euro für die Schadensregulierung aufwenden. Im Jahr 2016 erzielten sie lediglich einen Überschuss von drei Prozent.
Jahr | Anzahl Versicherungsunternehmen | Beiträge | Leistungen | Schaden-Kosten-Quote | ||||
In Mio. EUR | Veränderungen ggü. Vorjahr | In Mio. EUR | Veränderungen ggü. Vorjahr | |||||
2010 | 126 | 4.790 | 2,7 % | 4.095 | 15,3 % | 112,2 % | ||
2011 | 125 | 4.951 | 3,4 % | 3.996 | -2,4 % | 107,3 % | ||
2012 | 124 | 5.242 | 5,9 % | 4.097 | 2,5 % | 104,3 % | ||
2013 | 124 | 5.612 | 7,1 % | 6.009 | 46,7 % | 134,7 % | ||
2014 | 120 | 5.981 | 6,6 % | 4.341 | -27,8 % | 101,8 % | ||
2015 | 120 | 6.342 | 6,0 % | 4.742 | 9,2 % | 101,4 % | ||
2016 | 6.800 | 7,0 % | 4.700 | 0,0 % | 97,0 % | |||
Quelle: gdv.de
Gründe für die stetigen Beitragsanpassungen der Wohngebäudeversicherung
Die Erklärung hierfür ist im Grunde genommen recht einfach: Marktübergreifend decken die zu leistenden Versicherungsprämien nicht die Aufwendungen für Schadenszahlungen. Damit Wohngebäudeversicherungen allerdings nicht nur schaden- und kostendeckend, sondern zugleich auch profitabel arbeiten können, müssen die Versicherungsprämien Stück für Stück angehoben werden. Diese Aussage möchten wir nun etwas genauer betrachten.
Die gestiegenen Schadensaufwendungen deutscher Versicherer, infolge der zunehmenden Umweltkatastrophen stehen auf der einen Seite der Ursachen. Dabei müssen zur Erklärung allerdings nicht zwingend die zahlreichen Überschwemmungsschäden der vergangenen Jahre herangezogen werden, denn diese sind, sofern vorhanden, häufig im Rahmen einer zusätzlich einschließbaren Elementarschadenversicherung abgesichert. Vielmehr sind vermutlich die verheerenden Sturmschäden der vergangenen Jahre in Erinnerung geblieben . Im Jahr 2018 sorgte „Frederike“ für Furore. Im Jahr 2007 war es „Kyrill“. Er beschädigte und deckte die Dächer unzähliger Gebäude ab, Bäume sind umgestürzt und ganze Grundstücksanlagen wurden verwüstet. Laut Aussagen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft verursachte der Sturm Kyrill Schäden in Höhe von mehr als eine Milliarden Euro.
Platz 1 in der Schadensstatistik wird jedoch den unzähligen Leitungswasserschäden durch Rohrbruch und Verschleiß zugeschrieben. Im Hinblick auf das Material, sind hiervon vor allem Wohngebäude mit einem Alter von 30 und mehr Jahren betroffen. Hat der Hauseigentümer Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Bäder und Toiletten durchgeführt, dann begrenzt sich diese Maßnahme nicht selten nur auf den sichtbaren Bereich. Die unterschiedlichsten Gründe sorgen dafür, dass keine frühzeitige Erneuerung der in den Wänden liegenden Rohre erfolgt. Häufig erfolgt lediglich eine Teil-Erneuerung der betroffenen Rohrsysteme und das auch erst nach Eintritt eines Rohrbruchs. Und genau hierfür werden die Reparaturkosten der beschädigten Stellen von der bestehenden Wohngebäudeversicherung übernommen.
Die eben aufgezeigte Vorgehensweise entspricht allerdings nicht dem eigentlichen Versicherungsgedanken, denn die Wohngebäudeversicherungen sind für unvorhersehbare Schadensereignisse und nicht zur sukzessiven Sanierung eines Wohngebäudes gedacht. Die Schadensstatistik der Versicherer gibt Auskunft darüber, dass der durchschnittliche Leitungswasserschaden mit gut 2.000 Euro zu Buche schlägt.
Was sind die Folgen?
Die steigenden Preise in der Baubranche, völlig egal ob es sich hierbei um Handwerkerkosten oder Materialkosten handelt, müssen in der Versicherungsprämie ebenfalls berücksichtigt werden.
Gleichzeitig führen auch die Folgen des Klimawandels und politische Reaktionen wie zum Beispiel energieeffiziente Neubauten sowie energetische Sanierungen im Gebäudebestand zukünftig zu veränderten Schadensursachen und -häufigkeiten. Die hierdurch verursachten Wiederherstellungskosten im Falle eines Schadens stellen ebenfalls eine enorme Herausforderung für die Wohngebäudeversicherung dar, sodass sich dies in den steigenden Versicherungsprämien widerspiegelt.
Diese Entwicklung bringt einige negative Folgen mit sich, denn zahlreiche Gesellschaften haben sich bereits heute aus vorgenannten Gründen vom Markt der Wohngebäudeversicherung verabschiedet. Im Rahmen zahlreicher Marktbeobachtungen ist bedauerlicherweise davon auszugehen, dass weitere Versicherungsgesellschaften folgen werden.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor stellt die zunehmend zu verzeichnende restriktivere Annahmepolitik der Wohngebäudeversicherungen dar, sodass einige Immobilienbesitzer um ihren Versicherungsschutz bangen müssen. Schließlich ist es nicht mehr selbstverständlich, für Wohngebäude, bei denen bestimmte Kriterien erfüllt sind, Versicherungsschutz durch eine Wohngebäudeversicherung zu erhalten.
Hierzu zählen in erster Linie:
- Gebäude, die vor mehr als 40 Jahren erbaut wurden
- Denkmalgeschützte Immobilien
- Bestimmte Bereiche vorschadenbelasteter Gebäude
- Immobilien, bei denen der Vorbesitzer den bestehenden Versicherungsvertrag gekündigt hat
- Gebäude ohne Vorversicherer oder ohne eine länger bestehende Vorversicherung
- Gebäude, die auf unabsehbare Zeit leer stehen
Plötzliche Beitragserhöhung – Lohnt sich eine Kündigung bzw. ein Wechsel der Wohngebäudeversicherung?
Natürlich kann jeder frei für sich entscheiden, ob der bestehende Versicherungsvertrag unter Berücksichtigung der vertraglich festgelegten Kündigungsfristen aufgekündigt werden soll oder nicht. Kündigst du deine Wohngebäudeversicherung allerdings übereilt, dann läufst du der Gefahr, vergleichbaren Versicherungsschutz zu deutlich höheren Beiträgen einkaufen zu müssen. Dabei ist, wie bereits oben erwähnt, eine Antragsannahme bei weitem nicht mehr selbstverständlich. Schließlich haben die Risikoprüfungen bei den Versicherungen extrem zugenommen. Die Gefahr ohne Versicherungsschutz zu sein und das Risiko unvorhersehbarer Gebäudeschäden auf sich zu nehmen, muss natürlich jeder Immobilienbesitzer für sich entscheiden. Sicher ist allerdings, dass nur die wenigsten Menschen in der Lage dazu sind, auf einen ausreichenden Versicherungsschutz zu verzichten, denn die hohen Reparatur- und Wiederaufbaukosten könnten den finanziellen Ruin bedeuten.
Meine Empfehlung: Widerstehe dem Reflex. Kündige Deinen Vertrag nicht, sondern nimm Kontakt zu Deinem Versicherungsmakler (oder mir) auf. Gemeinsam kann geprüft werden, ob ein Wechsel der Gebäudeversicherung ratsam ist oder nicht.
Eine Vorabprüfung in Sachen Beitrag und Leistung kannst Du hier vornehmen.
Erfahrungsgemäß sind trotz Preissteigerung bestehende Verträge oftmals billiger (ich wähle diesen Ausdruck an dieser Stelle ganz bewusst) als neu abgeschlossene Versicherungstarife. Diese sind häufig deutlich leistungsstärker.